Kurtuluş

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KURTULUŞ (Befreiung) Beitrag unter der Rubrik:

NACH 1974 EXISTIERENDE/GEGRUENDETE PARTEIEN UND GRUPPIERUNGEN UND IHRE HEUTIGE SITUATION

Gründung: Die Organisation "Kurtuluş" ist aus der Tradition der THKP-C entstanden und wurde im Juni 1986 mit der Publikation der Zeitschrift "Kurtuluş Sosyalist Dergi" (Zeitschrift Sozialistische Befreiung) gegründet.

Leitung: İsmet Özdoruk, Doğan Tarkan, Mahir Sayın, Bülent Uluer

Publikationen: Die Zeitschrift "Kurtuluş Sosyalist Dergi" erschien bis 1977 monatlich, ihr folgte die Wochenzeitung "Kurtuluş".

Ideologie und Ziele

  • - unabhängiger Sozialismus
  • - kritische Version der Ideologie von Mahir Çayan: laut Kurtuluş sollte die abenteuerliche Seite des von Çayan vorgeschlagenen bewaffneten Kampfes fallen gelassen und alle Kräfte auf die Arbeiterinnenklasse konzentriert werden. Kurtuluş verwirft auch die Theorie des künstlichen Gleichgewichts (suni denge) von Mahir Cayan (cf. THKP-C)
  • - Notwendigkeit, sich als bolschewistisch"'leninistische Partei zu organisieren
  • - Türkisch- Kurdistan wird durch die Türkei als Kolonie betrachtet

Organisationsentwicklung

Nach 1974 trennte sich Kurtuluş, deren Anführer innerhalb der Dev-Genç aktiv waren, mit der Veröffentlichung der Zeitschrift "Kurtuluş Sosyalist Dergi" von Dev-Genç. Sie behielt jedoch ihren starken Einfluss innerhalb der Karadeniz Dev-Genç (Schwarzmeer-Raum) und der Akdeniz (Mittelmeer-Raum) Dev-Genç.

1978/79 wies eine von Seyfi Cengiz angeführte Gruppe auf die Notwendigkeit hin, eine unabhängige Organisation im türkischen Kurdistan zu haben und entfernte sich von Kurtuluş. Diese Gruppe nannte sich TEKOSIN und bestand fortan unabhängig von Kurtuluş.

Gegen Mitte 1980 gab es eine Auseinandersetzung um Organisationsfragen, worauf die städtischen und regionalen Komitees nach einem neuen Modell reorganisiert wurden. Gerade als die Gruppe "Sosyalist İşçi Grubu" (Gruppe der Sozialistischen Arbeiterinnen) sich von Kurtuluş abspalten wollte, ereignete sich der Putsch. Aus diesem Grund trennte sich die Gruppe "Sosyalist İşçi Grubu" erst 1982 als unabhängige Organisation unter der Leitung von Doğan Tarkan und İsmet Özdoruk von Kurtuluş.

Nach dem Putsch beschloss Kurtuluş, sich von der politischen Bühne zurückzuziehen und sein Zentralkomitee und zahlreiche militante Anhängerinnen ins Ausland zu versetzen.

Im April/Mai 1983 hielt Kurtuluş in Deutschland einen Kongress ab, an dem alle Sympathisantinnen und Kader eingeladen waren. Die Diskussion dieses Kongress drehte sich um die Reorganisation der Organisation. Nach 1987 legte Kurtulus seinen Schwerpunkt auf die Notwendigkeit einer Legalisierung, die durch die Schaffung einer legalen Partei zusammen mit anderen Gruppierungen der türkischen Linken erreicht würde. Kurtulus nahm auch an den "Diskussionen von Kuruçesme" (Kuruçesme tartışmaları) teil, die auf die Gründung einer legalen Partei zur Vereinigung der türkischen Linken abzielten.

Nach verschiedenen Anläufen wurde die ÖDP von ehemaligen Militanten der Devrimci Yol, der BSP (Birleşik Sosyalist Parti) und der Kurtuluş gegründet.

Obwohl die Statuten der ÖDP verlangen, dass alle Gründungs-Bewegungen und -Parteien sich auflösen, scheint es, dass Kurtuluş noch nicht aufgelöst wurde und nach wie vor ihre Autonomie bewahrt hat.

Kurtuluş arbeitete auch mit der "Friedensfront" zusammen, die von HADEP im Laufe der nationalen Wahlen vom November 1995, an denen einige Kandidaten unter deren Namen teilgenommen hatten, gegründet wurde.

Publikationen

1 - "Kurtuluş Sosyalist Dergi" , theoretische monatliche Zeitschrift, die 1976 gegründet und bis 1977 veröffentlicht wurde.

2 - "Kurtuluş", 1977 gegründete Wochenzeitung.

Hochburgen der Organisation

Vor allem in den Regionen des Schwarzen Meers und des Mittelmeers, aber auch in Ankara und in geringerem Ausmass in anderen Städten der Türkei.

Verfolgungssituation

Seit dem Putsch von 1980 wurden zahlreiche kleine Prozesse gegen Sympathisantinnen und Militante der Organisation Kurtuluş geführt. Diese basierten vor allem auf Geständnisse, die durch Folter erzwungen worden waren, und endeten mit langen Zuchthausstrafen und sogar mit der Todesstrafe. Zahlreiche Personen wurden zu Unrecht angeklagt, an bewaffneten Aktionen teilgenommen zu haben, und verurteilt.

Was die Situation ehemaliger Anhängerinnen von Kurtuluş angeht, sind sie nicht mehr Verfolgungsmaßnahmen ausgesetzt, mit Ausnahme der Personen, die sich für die kurdische Sache engagieren. Es gibt jedoch nach wie vor Militante und Sympathisantinnen von Kurtuluş, die sich trotz der neuen Ausrichtung ihrer Organisation nicht legal frei bewegen können.

Urheberrechtlicher Hinweis: Alle Angaben sind dem Werk "Türkei-Turquie" der Schweizerischen Flüchtlingshilfe (SFH), Bern, April 1997 entnommen. Die Loseblattsammlung ist vergriffen. Deshalb waren die Autorin Denise Graf und der Autor Bülent Kaya ausdrücklich damit einverstanden, dass der Inhalt per Internet einem breiteren Publikum zugänglich gemacht wird. Im Text wurde weitestgehend die neue deutsche Orthographie benutzt. Es wurden keine inhaltlichen Veränderungen vorgenommen.