TKEP

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TKEP

(Türkiye Komünist Emekçi Partisi - Kommunistische Arbeiterpartei der Türkei)

Gründung: 1980

Generalsekretär: Teslim Töre

Publikationen: In den Zeitschriften "Emeğin Birliği" und "İşçi Birliği" werden die Ideen der Organisation "Emeğin Birliği", der Vorläuferin der TKEP verbreitet. Zur Zeit wird die Zeitschrift" Emek" herausgegeben (nur in Europa, nicht aber in der Türkei).

Ideologie und Ziele

  • - Marxistisch-leninistischer Sozialismus, der sich an der Sowjetunion ausrichtete.
  • - Rechte für die Minderheiten (Kurdinnen, Armenierinnen).
  • - Akzeptiert den bewaffneten Kampf, wenn er notwendig wird.

Parteientwicklung

Die TKEP entstand 1980 unter der Leitung von Teslim Töre. Sie entsprang der Organisation "Birlik Yolu", die Teslim Töre 1979 gegründet hatte, bzw. der Organisation "Emeğin Birliği" (Einheit der Aktion), die 1976 ebenfalls von Teslim Töre mit Bezug auf die THKO geschaffen worden war. 1979 schloss sich "Emeğin Birliği" mit der TKP-B (TKP-Birlik) unter Ibrahim Sayan zusammen. Die beiden Organisationen haben während ein paar Monaten die Zeitschrift "Birlik Yolu" (Einziger Weg) veröffentlicht. Wegen ideologischen Differenzen haben sie sich nach neun Monaten getrennt, und die TKP-B veröffentlichte während einiger Zeit weiterhin die Zeitschrift "Birlik Yolu".

Bald nach der Schaffung der TKEP 1980 ereignete sich der Putsch, in dessen Folge viele Militante und Sympathisantinnen der Organisation verhaftet wurden. Teslim Töre und andere Kaderleute sowie einige Militante der Partei flohen nach Syrien, nachdem sie keine Möglichkeit mehr fanden, sich in der Türkei zu verstecken. Sie mussten auch die Absicht zurückzukehren bald fallenlassen.

Am zweiten Kongress der Partei 1982 wurde die Unmöglichkeit der Rückkehr festgestellt und beschlossen, die Militanten nach Europa zu schicken, um die türkische und kurdische Diaspora zugunsten der TKEP zu organisieren. Nur eine kleine Gruppe Militanter schloss sich den Palästinenserinnen an, um an deren Seite zu kämpfen. Einige haben dabei ihr Leben verloren.

Zahlreiche Militante und Sympathisantinnen der TKEP beschlossen darauf, in Europa Zuflucht zu suchen. 1983 beschloss des Zentralkomitee der Partei, sich im Hinblick auf eine Fusion der TKP anzunähern. Teslim Töre konnte sich diesem Entscheid nicht anschließen. Seine Haltung löste eine heftige Diskussion am dritten Kongress der Partei 1985 aus. An diesem Kongress sprach sich eine Mehrheit der Delegierten für die Fusion mit der TKP aus. Teslim Töre akzeptierte diesen Beschlus3 nicht und veranlasste, den Kongress abzubrechen. Dieses Verhalten provozierte eine Spaltung innerhalb der Organisation, wobei die Mehrheit sich der TKP anschloss. Teslim Töre führte seine Aktivitäten in einem ziemlich kleinen Kreis weiter.

Nach der Fusion mit der TKP einigten sich die Anhängerinnen der TKEP auf die Schaffung der TBKP im Sinne einer alleinigen Partei, die aus dem Zusammenschluss der TIP und der TKP entstanden war.

Eine zweite Spaltung fand 1990 statt, als eine Gruppe unter dem Namen TKEP-Leninist (siehe TKEP-Leninist) sich von der TKEP abspaltete.

Schliesslich trat 1992 mit der Abspaltung der Gruppe KKP (Kürdistan Komünist Partisi), die sich unter der Leitung Sinan Çiftyürek als unabhängige Partei organisierte, ein dritter Bruch ein (cf. Anhang 5: illegale kurdische Organisationen).

1993 wurde Teslim Töre und verschiedene Mitglieder des Zentralkomitees kurz nach ihrer Rückkehr in die Türkei verhaftet.

Jugendorganisation:

Die ebenfalls 1978 gegründete Vereinigung GEB, Genç Emekçiler Birliği, war die Jugendorganisation von Emeğin Birliği.

Frauenorganisation:

In dieser Organisation haben sich die der "Emeğin Birliği" nahestehenden Frauen zusammengeschlossen. Sie organisieren Bildungsveranstaltungen in den Quartieren und Alphabetisierungskurse in den Dörfern.

Publikationen:

Zwei Zeitschriften mit den Namen "Emeğin Birliği" (Einheit der Aktion) und "İşçi Birliği" (Einheit der Arbeiterinnen) verbreiteten die Ideen der Organisation "Emeğin Birliği".

Aktuelle Situation

Die politische Stellung der TKEP ist zurzeit unklar, weil sie gleichzeitig für die Erfordernisse einer illegalen Organisation und für die Notwendigkeit der Legalisierung eintritt. Es gab Stimmen, die Teslim Töre beschuldigten, seine Verhaftung 1994 provoziert zu haben, um sich endlich zu legalisieren. Seine Stellungnahmen nach seiner Verhaftung scheinen diese Behauptungen zu untermauern.

Im weiteren sucht die TKEP innerhalb der ÖDP, der legalen linken Partei, einen Platz, ohne jedoch die organisatorische Autonomie als TKEP, illegale Partei, zu verlieren.

Hochburgen der Organisation:

In einer ersten Phase waren die Vorläuferorganisationen der TKEP und die TKEP selber in Adıyaman, Gaziantep, Malatya und teilweise auch in Kahraman Maraş stark verankert. Später dehnte sie ihre Aktivitäten bis Adana und Mersin aus, später auch bis Antalya, Izmir und Istanbul.

Verfolgungssituation:

Zahlreiche Angehörige und Sympathisantinnen dieser Organisation sind nach dem Putsch verhaftet und schwer gefoltert worden. In Prozessen vor dem Militärgericht von Istanbul, Izmir und vor allem Adana sind viele Angeklagte zu zum Teil hohen Zuchthausstrafen und mindestens 10 Personen zum Tode verurteilt worden. Die nach dem Putsch verhafteten Personen sind in der Zwischenzeit alle freigelassen worden, die letzten nach Verabschiedung des Anti-Terror-Gesetzes im April 1991. All diese Personen hatten nach ihrer Freilassung massive Probleme mit den Sicherheitskräften und ein weiteres Verbleiben in der Türkei blieb ihnen verwehrt.

Teslim Töre wurde nach seiner Rückkehr in die Türkei verhaftet und befindet sich zurzeit im Gefängnis Bayrampaşa in Istanbul.

Aufgrund der unklaren Position der TKEP muss heute nach wie vor davon ausgegangen werden, dass wegen TKEP-Tätigkeiten registrierte, bzw. für diese Tätigkeiten verdächtigte Personen nach wie vor asylrelevanter Verfolgungsgefahr ausgesetzt sind.

TKEP-Leninist

(Türkiye Komünist Emekçi Partisi-Leninist - Kommunistische ArbeiterInnenpartei der Türkei -Leninistisch)

Gründung: 1992 aus einer Abspaltung von der TKEP hervorgegangen.

Publikationen: Devrimci Emek

Ideologie und Ziele

  • - Marxistisch-leninistischer Sozialismus.
  • - Betrachtet den bewaffneten Kampf als nötig.
  • - Demokratische Revolution durch Volkswiderstand.

Die TKEP-Leninist unterhält auch eine bewaffnete Gruppierung mit dem Namen "Leninist Gerilla Birliği" (Leninistische Guerilla-Einheit), welche in den Großstädten tätig ist.

Parteientwicklung

Die TKEP-Leninist hat sich von der TKEP getrennt, weil sie diese als zu rechtslastig betrachtet. In der Folge hat sie die Linie einer Stadtguerillagruppe eingeschlagen und verschiedene Aktionen wie Raubüberfälle, Bombenanschläge usw. durchgeführt. Sie hat unter anderem ein Bezirksgebäude der SHP in Istanbul bombardiert.

Verfolgungssituation:

Die von der TKEP-Leninist eingeschlagene Strategie hat zu mehreren Operationen gegen die Anhängerinnen dieser Organisation geführt, welche sich zurzeit im Gefängnis befinden.

Urheberrechtlicher Hinweis: Alle Angaben sind dem Werk "Türkei-Turquie" der Schweizerischen Flüchtlingshilfe (SFH), Bern, April 1997 entnommen. Die Loseblattsammlung ist vergriffen. Deshalb waren die Autorin Denise Graf und der Autor Bülent Kaya ausdrücklich damit einverstanden, dass der Inhalt per Internet einem breiteren Publikum zugänglich gemacht wird. Im Text wurde weitestgehend die neue deutsche Orthographie benutzt. Es wurden keine inhaltlichen Veränderungen vorgenommen.