Bewaffnet ausgetragener Kurdenkonflikt
Die Seite war einmal als Entwurf für das deutsche Wikipedia gedacht. Im Oktober 2012 habe ich sie unter Türkei-PKK-Konflikt überarbeitet. Selbst wenn sie danach von anderen Wikipedianern verändert worden sein sollte, entferne ich den Entwurf von dieser Seite und lasse nur einen Film bei Arte TV auf dieser Seite stehen. Inzwischen habe ich auch die Seite zu Özgür Gündem überarbeitet. Es könnte sich lohnen, Teile daraus mit ein paar Zusatzinformationen auf eine Seite Freie Presse oder Partei im Kurdenkonflikt? zu holen.
Film bei Arte zu Kurden
Die Sendung wurde in Arte TV im Juni 2003 ausgestrahlt. Autor ist Jean-Christophe Victor, der für die Serie "Mit offenen Karten" (Le Dessous des Cartes) verantwortlich zeichnet. Die knapp 11 Minuten lange Sendung wurde am Anfang und Ende gekürzt, so dass 8:21 Minuten übrig blieben. Der in Deutsch gesprochene Text wurde an den Stellen transkribiert, die sich auf Kurden allgemein oder die Kurden in der Türkei beziehen.
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Siedlungsgebiet und Herkunft
0:00 Kurdistan liegt mitten in Vorderasien. Das kurdische Siedlungsgebiet ist mit etwa 530.00 km² ungefähr so groß wie Frankreich. Heute leben die Kurden vor allem am oberen Verlauf des Tigris und im Gebiet rund um den Van-See im Südosten der Türkei, in den Tälern des großen und des kleinen Zab im Nordosten des Irak und südlich des Urmeia Sees im Nordwesten des Iran.
00:30 Die Kurden sind weder Araber noch Türken. Sie stammen von den Medern ab und sollen sich im 9. Jahrhundert vor Christus in der Nähe des Zagros Gebirges angesiedelt haben. Sie sprechen eine mit dem Persischen verwandte Sprache und ihre Zahl wird auf 25-33 Millionen geschätzt. Das ist recht viel im Vergleich zu einem anderen Volks ohne Staat, den 4 Millionen Palästinensern.
00:55 Kurdistan wurde nacheinander von den Arabern, den Mongolen, den Persern und ab dem 16. Jahrhundert von den Osmanen besetzt. Es blieb mehrere hundert Jahre lang eine osmanische Provinz. Sultan Saladin, der die Muslime im Kampf gegen die Kreuzfahrer geeinigte hatte, war Kurde. Er gründete im 12. Jahrhundert die kurdische Dynastie der Ayyubiden.
01:24 1918 wurde das Osmanische Reich von Frankreich und Großbritannien besiegt und daraufhin aufgelöst. Im Norden versuchte Mustafa Kemal einen modernen türkischen Staat zu errichten. Er bat die Kurdenführer um Unterstützung, vor allem im Kampf gegen die Armenier und versprach ihnen dafür die Unabhängigkeit, was im Friedensvertrag 1920 von Sévres festgehalten wurde.
Aufteilung des Gebiets nach dem 1. Weltkrieg
01:48 Weiter südlich in den arabischen Gebieten gaben Großbritannien und Frankreich, die beide ein Völkerbundmandat hatten, Vorderasien ihren Interessen entsprechend eine völlig neue Gestalt. 1920 wurden die Grenzen einen künftigen Staates namens Irak festgelegt, in denen Großbritannien nach der Entdeckung von Erdöl das Gebiet um Mosul und Kirkuk, auf das die Türkei Anspruch erhob, mit einbezog. Dadurch wurde ein potentieller Kurdenstaat in zwei Teile geteilt.
02:18 Auf türkischer Seite wurden die Kurdenführer von Mustafa Kemal ganz einfach hintergangen. Die neu entstandene Türkei verweigerte den Kurden die versprochene Autonomie und der entsprechende Artikel aus dem Vertrag von Sevres tauchte im Vertrag von Lausanne von 1923 nicht mehr auf. Heute, zu Beginn des 21. Jahrhunderts gehört das Kurdengebiet zu mehreren Ländern. In Armenien leben etwa 56.000 Kurden, in Aserbaidschan 60.000, im Iran fast 7 Millionen, im Irak 4 Millionen, in Syrien 960.000 und in der Türkei 14 Millionen. Dazu kommen noch 7 Millionen Kurden in anderen Ländern.
03:05 Die Kurden sind mehrheitlich sunnitische Muslime. In jedem der genannten Staaten bilden sie eine Minderheit, der Status je nach Verfassung und Wahrung der Menschenrechte unterschiedlich ist. Sehen wir uns das im Iran, in der Türkei und im Irak näher an. Dort leben die meisten Kurden.
03:26 – 04:20 Situation im Iran
Situation in der Türkei
04:22 Auf türkischer Seite sieht das kaum anders aus. Dort leben 14 Millionen Kurden, also fast die Hälfte des gesamten kurdischen Volkes. Gemessen an der türkischen Gesamtbevölkerung ergibt sich daraus, dass jeder fünfte Einwohner Kurde ist und 30% des türkischen Staatsgebietes gehören zum Kurdengebiet. Die Türkei hat die Kurden lange Zeit und bis vor Kurzem noch in politischer Hinsicht völlig ignoriert. Sie wurden nicht als Minderheit anerkannt und ein Gesetz aus dem Jahr 1924 verbot kurdische Schulen und die kurdische Sprache.
05:00 Den Kurden, die man als Bergtürken bezeichnete, wurde eine eigene Identität einfach abgesprochen. Im Kurdengebiet wurde eine Militärverwaltung eingerichtet, um die kurdische Widerstandsbewegung PKK zu bekämpfen und eine regelrechte Vertreibungspolitik durchzuführen. Drei Millionen Kurden haben seit 1990 die Region verlassen. Die türkische Regierung reagierte auf die Forderung nach Anerkennung ausschließlich mit militärischen Mitteln. Die Kurden wurden zur Flucht getrieben und zogen, teils aus Angst, teils aufgrund äußerster Armut in die Vororte der türkischen Städte.
05:34 Im August 2002 leitete Ankara auf den Druck der EU hin endlich Reformen ein. Regionale Sprachen dürfen im Fernsehen gesprochen und in Privatschulen gelehrt werden. Die Todesstrafe wurde abgeschafft, was auch für PKK-Chef Öcalan gilt. Schließlich wurde der in der Kurdenregion seit 1987 geltende Ausnahmezustand aufgehoben.
06:02 Die veränderte Lage im Irak bereitet der Türkei natürlich Kopfzerbrechen. Die türkischen Nationalisten haben den Verlust Mosul in den 20er Jahren nie verschmerzen können und natürlich fürchtet die Türkei, dass ein autonomes Kurdistan im Irak die türkischen Kurden zum Nachahmen verleiten und den kurdischen Guerillabewegungen als Rückzuggebiet dienen könnte. Das ist ein neuer Grund für Spannungen zwischen den USA und der Türkei. Zum Einen hatte Ankara die amerikanisch-britische Koalition militärisch nicht unterstützt, zum anderen haben die irakischen Kurden dadurch Tatsachen geschaffen, dass sie die militärische und zivile Verwaltung in Mosul und Kirkuk übernommen haben.
06:48-08:21 Situation im Irak