Hilferuf aus dem Kurdenland

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oder Was das Internet möglich macht

Die Webseite unter ob.nubati.net (inklusive dieses persönlichen Wikis) habe ich in erster Linie als Selbstzweck angelegt. Dokumente, auf die ich öfter einen Zugriff bräuchte (zitieren, nachschlagen) habe ich in anklickbaren Verweisen mehr oder weniger übersichtlich ins Netz gestellt. Dabei war es mir natürlich recht, dass andere ebenfalls Zugriff auf meine Texte erhalten. Als ich dann im deutschen oder englischen Wiki einmal einen Link auf einen dieser Texte setzte, war google schwupp-die-wupp da und hat erst angefangen, Seiten bei mir zu indizieren. Ende November (2006?) waren über 190 Seiten indiziert. Im April 2009 waren es über 670 Seiten.

Von Zeit zu Zeit habe ich Auswertungen gemacht. Die Statistiken zur Nutzung der Homepage sind im Laufe der Zeit ziemlich gewachsen, so dass ich sie ausgelagert habe.

Warum werden meine Seiten gefunden?

Beim Aufbau des Dokumentationszentrums der Menschenrechtsstiftung der Türkei habe ich 1991 begonnen Listen von Todesfällen aus unnatürlichen Gründen anzulegen. Dazu zählten Tod durch Folter, Tod in Haft (medizinische Vernachlässigung), politische Morde aber auch Opfer des bewaffneten Konflikts zwischen den türkischen Sicherheitskräften und Militanten der PKK.

Neben den Angaben zu den Personen, Ort und Zeit habe ich auch die Quellen mit den entscheidenden Stellen wie eben auch der Name der Polizeiwache oder Gendarmeriestation, auf der jemand ums Leben kam, genannt. Da ich auf meinen Statistikseiten auch sehen kann, welche Suchbegriffe am häufigsten eingegeben wurden, konnte ich feststellen, dass bei manchen Kombinationen von Begriffen meine Seiten entweder der alleinige oder aber Platz 2 oder 3 von einer Handvoll von Treffern sind.

Der Hilferuf

Der erste Hilferuf kam im Herbst 2007. Jemand hatte den Namen seines Vaters entdeckt und wollte mehr zu dessen Ermordung erfahren. Das war am Anfang schwierig, denn der Mensch benutzte einen erfundenen Nachnamen. Als er mir dann den wirklichen Nachnamen des Vaters mitteilte, wusste ich zwar, worum es sich handelte, konnte aber kaum weitere Details liefern. Auf der anderen Seite aber war die Sache sowieso klar, denn das Organ der Kurdischen Arbeiterpartei PKK (die Wochenzeitschrift Serxwebun) hatte sich im Jahre 1992 zu diesem Mord bekannt (in den eigenen Worten: sie hatten einen Agenten bestraft).

Das Opfer war 38 Jahre alt gewesen und der Sohn 12 (wie er mir später mitteilte). In einer kleinen Stadt (damals 30.000, heute 60.000 Einwohner) hatte der Mann als Beamter der Stadt gearbeitet. Nach dem Mord war die Familie fortgezogen, weil sie weitere Übergriffe befürchtete. Der Mord war nie aufgeklärt worden. Von einigen Seiten wurde behauptet, dass der Vater von extremen Islamisten umgebracht wurde, weil er Alkohol trank.

Erst durch das Bekenntnis der PKK kam etwas Licht in die Sache. Vermutlich war der Vater umgebracht worden, weil er sich weigerte, Militanten der PKK gefälschte Ausweise auszustellen. Falls dies offiziell nachgewiesen werden konnte, würde der Staat ihn als Märtyrer betrachten und der Familie würde eine entsprechende Entschädigung zustehen.

Hilfe fehlgeschlagen

Es dauerte eine Zeit, bis ich herausfand, dass die Exemplare der Zeitschrift "Serxwebun", die ich bei der Erstellung der Listen verwendet hatte, in die USA gewandert waren. Kontakt zu dem Freund bestand zwar, aber trotz mehrfacher Bitten war es anscheinend nicht möglich, die Titelseite des Journals und die entsprechende Seite zu scannen.

Ende 2008 meldete sich dann ein Anwalt aus Siirt, der in ähnlicher Form Kopien aus Exemplaren von Serxwebun brauchte, um für seine Mandanten den Nachweis zu führen, dass ihre Angehörigen von der PKK umgebracht worden waren. Nach mehreren Erinnerungen an die Adresse in den USA kam es Anfang Mai 2009 dann soweit, dass aus den jeweiligen Ausgaben der Zeitschrift die entsprechenden Seiten gescannt und mir zugeschickt wurden.

Freudig wollte ich dem jetzt 29-jährigen jungen Mann, mit dem ich mich über die E-Mails immerhin so weit angefreundet hatte, dass er mein Aussehen (damals) seinem Vater sehr ähnlich empfand, verkünden, dass er nun seinen Nachweis habe, aber seine E-Mail Adresse war nicht mehr gültig. Ich hatte leider nur sehr wenige Angaben über ihn. Als ich im Internet nach seinem Namen suchte tauchte mehrfach ein Ergebnis bei Facebook auf. Dort sieht mensch aber nur etwas, wenn eine Anmeldung erfolgt ist. Also habe ich mich angemeldet (mit Pseudonym, weil ich selber dort kein Profil haben will) und sah dann, dass 456 Treffer als ich den Namen eingab.

Leider konnte ich immer noch nicht Details sehen, denn dazu hätte ich die Personen erst in meinen Freundeskreis aufnehmen müssen. Selbst dann siehst du deren Profil erst, wenn die Person auch zugestimmt hat, mit dir befreundet zu sein.

Mein zweiter Versuch lief über das Telefonbuch der türkischen Telekom. Hier fand ich auf der europäischen Seite von Istanbul "nur" fünf Personen, die ein Telefon auf diesen Namen angemeldet hatten. Einen Geschäftsmann mit zwei Nummern konnte ich ausschließen. Von den anderen drei Anschlüssen habe ich einen nicht erreicht und die anderen beiden Anschlüsse gehörten nicht zu dem jungen Mann.