Acilciler

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Acilciler (Stosstruppe); Beitrag unter der Rubrik

NACH 1974 EXISTIERENDE/GEGRUENDETE PARTEIEN UND GRUPPIERUNGEN UND IHRE HEUTIGE SITUATION

Gründung: 1976

Leitung: Mihraç Ural

Publikationen: Türkiye'nin acil sorunları (Die dringenden Probleme der Türkei)

Ideologie und Ziele:

  • - Unabhängiger marxistisch-leninistischer Sozialismus.
  • - Bewaffnete Stadtguerilla.
  • - Eine radikalere und orthodoxere Version der Ideen von Mahir Çayan und der THKP/C.

Organisationsentwicklung:

1976 begann eine kleine Gruppe, eine Zeitschrift mit dem Namen "Türkiye'nin Acil Sorunları" zu publizieren. In dieser Zeitschrift wurden die Probleme der türkischen Revolution diskutiert. Später gab sich die sich an dieser Zeitschrift orientierende Gruppe den Namen "Acilciler".

Vor 1980 hat sich eine Gruppe namens THKP-C-HDÖ (Halkın Devrimci Öncüleri - Vorhut der Volksrevolution) von der Acilciler getrennt. Auch diese Gruppe war in Hatay aktiv. Sie existiert heute nicht mehr.

Da sich nach dem Putsch von 1980 ein großer Teil der Militanten dieser Gruppe ins Ausland absetzte, kam es de-facto zu einer Einstellung der Tätigkeiten in der Türkei. In der Folge begannen sie sich im Ausland, vor allem in Europa und im Libanon, bzw. in Syrien zu reorganisieren. Dort hält sich noch heute ein großer Teil der Militanten mit einer offiziellen Aufenthaltsgenehmigung auf.

Mihraç Ural wurde von gewissen Parteifreundinnen angeklagt, alle wichtigen Positionen innerhalb der Gruppierung mit Personen aus seiner Familie zu besetzen. Das Misstrauen ihm gegenüber stieg noch, als zahlreiche Militante im Gefolge eines Beschlusses der Organisation, in die Türkei zurückzukehren, beim Grenzübertritt inhaftiert wurden.

Zu Beginn der zweiten Hälfte der achtziger Jahre ist der Name der Acilciler im Zusammenhang mit einigen Attentaten wieder in der türkischen Öffentlichkeit erschienen. So wurden mutmaßliche Angehörige dieser Organisation angeklagt, ein Bombenattentat auf das Büro der ANAP in Kayseri begangen zu haben.

Nach einem ideologischen Kurswechsel gegen Mitte der achtziger Jahre, als sich die Führung der Acilciler für einen pro-sowjetischen Kurs entschied, haben sich die meisten führenden Mitglieder und Sympathisantinnen entweder der TKP, andere später auch der PKK oder der Devrimci Sol angeschlossen.

Aktuelle Situation:

Diese Gruppierung ist in der Türkei nicht mehr aktiv. Eines ihrer führenden Mitglieder, Mihraç Ural, lebt zurzeit in Syrien.

Hochburgen:

Das Zentrum der Aktivitäten dieser Organisation befand sich in Hatay, von wo auch ihr arabisch-stämmiger Leader, Mihraç Ural, stammt. Ein großer Teil ihrer Anhängerinnen gehörte denn auch dieser Minderheit an. Auch in der Provinz Kayseri gab es noch eine etwas grössere Gruppe.

Verfolgungssituation: Die in der Türkei verbliebenen Angehörigen dieser Organisation wurden nach dem Putsch schwerstens verfolgt und zu langjährigen Zuchthaus- oder gar Todesstrafen verurteilt. In der zweiten Hälfte der achtziger Jahre kam es vor allem im Zusammenhang mit dem Bombenattentat auf das ANAP-Büro in Kayseri noch zu einem grösseren Verfahren.

Eine wegen ihrer Acilciler-Aktivitäten registrierte Person muss auch heute noch mit asylrelevanter Verfolgung rechnen. Es gibt aufgrund der schwerwiegenden Anklagen gegen die Angehörigen dieser Organisation, kaum welche, denen es gelungen ist, sich in den letzten Jahren zu legalisieren.

Urheberrechtlicher Hinweis: Alle Angaben sind dem Werk "Türkei-Turquie" der Schweizerischen Flüchtlingshilfe (SFH), Bern, April 1997 entnommen. Die Loseblattsammlung ist vergriffen. Deshalb waren die Autorin Denise Graf und der Autor Bülent Kaya ausdrücklich damit einverstanden, dass der Inhalt per Internet einem breiteren Publikum zugänglich gemacht wird. Im Text wurde weitestgehend die neue deutsche Orthographie benutzt. Es wurden keine inhaltlichen Veränderungen vorgenommen.