TDKP

From B-Ob8ungen
Jump to navigation Jump to search

TDKP (Türkiye Devrimci Komünist Partisi - Revolutionäre Kommunistische Partei der Türkei)

Gründung: Februar 1980

Publikationen: Die illegalen Publikationen Yoldaş/Heval, Devrimin Sesi mit ihren monatlichen Beilagen Denge Sores, Gençlik Eki und Kadın Eki, und die mindestens zeitweise legalen Publikationen Halkın Kurtuluşu, Parti Bayrağı, Özgürlük Dünyası, Gerçek, Evrensel, Gençliğin Sesi und Emeğin Sesi (siehe unten für weitere Details).

Benennung

Im Volksmund und in anderen linken Organisationen wird die TDKP oft Halkın Kurtuluşu genannt. Dies hängt wohl damit zusammen, dass sich in der zweiten Hälfte der siebziger Jahre zahlreiche Organisationen um Zeitungen und Zeitschriften herum gebildet und sich den Namen dieser Zeitschriften als Organisationsbezeichnung angeeignet haben.

Obwohl im Februar 1980 die TDKP gegründet wurde, verwenden viele Sympathisantinnen noch heute den Namen Halkın Kurtuluşu, wenn sie nach dem Namen ihrer Organisation gefragt werden. Auch in den türkischen Gerichtsdokumenten wird die Organisation als TDKP-Halkın Kurtuluşu bezeichnet.

Ideologie und Ziele

  • - Marxistisch-leninistischer Sozialismus, Albanien orientiert.

Die TDKP ist eine marxistische-leninistische Organisation, welche sich als Vertreterin der Dorfbewohnerinnen, bzw. Bauern/Bäuerinnen und der Arbeiterinnenklasse sieht. Die Anhängerinnen der SPA-Gruppen (Propaganda- und Agitationsgruppe, siehe weiter unten) hingegen verstehen sich als kurdische Marxistinnen und kurdische Kommunistinnen, welche die kurdischen Arbeiterinnen und die bäuerliche Bevölkerung vertreten und für eine freie und sozialistische Zukunft Kurdistans kämpfen. Der Kampf der TDKP richtet sich gegen die faschistische Diktatur sowie gegen die herrschenden Klassen, ein Kampf, der auch vom Kurdistankomitee geteilt wird.

Die TDKP vertritt die Meinung, dass die Arbeiterinnenklasse die einzige Klasse ist, welche in der Lage ist, die Gesellschaft in eine klassenlose Gesellschaft zu verwandeln. Deshalb ist ihr erstes Ziel, die Arbeiterinnenklasse der türkischen und kurdischen Nation zu organisieren.

Die TDKP sieht die Verwirklichung der Revolution in zwei Schritten. Die erste Phase kommt einer Evolution gleich, während der die Bewusstseinsbildung der Massen erfolgen soll. In einer zweiten Phase soll ein Volksaufstand verwirklicht werden und die eigentliche Revolution stattfinden.

So ist es auch das Ziel der GKB-Jugend, welche vorwiegend aus Schülerinnen und StudentInnen besteht, die Arbeiterinnenklasse in ihrem Kampf zu unterstützen und zu deren Bewusstseinsbildung beizutragen. Ein Ziel des Kampfes der Arbeiterinnenklasse besteht auch darin, die herkömmliche Gewerkschaftsbürokratie und die rückständigen Parteien zu zerstören und Einfluss in den Gewerkschaften zu gewinnen.

Parteistrukturen

An der Spitze der Partei steht das Zentralkomitee. Ihm unterstehen die Provinz- und die Regionalkomitees. Innerhalb der Städte werden je nach der Anzahl Bewohnerinnen sowie je nach Umfang der Unterstützung durch die Bewohnerinnen eines Quartiers Quartierkomitees gebildet. Ein Quartierkomitee kann unter Umständen auch für mehr als ein Quartier zuständig sein. Daneben gibt es auch Bezirks-, Dorf- und Fabrikkomitees.

Die GKB ist auf die gleiche Art organisiert. Deren Anhängerinnen organisieren sich vor allem in Schulkomitees und Komitees am Arbeitsplatz.

Der Weg zur Mitgliedschaft in der TDKP kann sich je nach Situation der einzelnen Person unterscheiden. In der Regel beginnt der Aufstieg jedoch über die GKB, in einer ersten Phase als Anwärterinnen.

Parteientwicklung

Da die THKO (Türkiye Halk Kurtuluş Ordusu - Türkische Volksbefreiungsarmee) ab Mitte der siebziger Jahre die legale Wochenzeitschrift namens Halkın Kurtuluşu herausgab, wurden die Leserinnen dieser Zeitschrift oft als Halkın Kurtuluşçular bezeichnet. Ziel dieser Zeitschrift war, an eine breitere Masse von Personen heranzukommen und diese für die Ideen der THKO zu gewinnen.

Die TDKP hat sich aus der THKO herausentwickelt. Im Jahre 1974, im Gefolge der Generalamnestie, wurden zahlreiche Angehörige der THKO entlassen. In der Folge versuchten Ercan Öztürk und seine Freundinnen, die THKO neu aufzubauen.

Ab 1974 gab die THKO die legale Zeitschrift Halkın Kurtuluşu heraus und verfolgte damit das Ziel, die Existenz der Organisation innerhalb der Volksmassen bekanntzumachen. Im Oktober 1978 hat das provisorische Zentralkomitee (GMK - geçici merkez komitesi) eine Konferenz einberufen, an der die TDKP-İÖ (İnşa Örgütü - Aufbauorganisation), eine Vorläuferorganisation der TDKP, gebildet wurde, welche auf die Gründung der TDKP hinarbeitete. Am 2. Februar 1980, anlässlich des ersten und bisher einzigen Kongresses, wurde die Aufbauorganisation der TDKP aufgelöst und die Partei TDKP gegründet.

Die Entwicklung der TDKP nach dem Putsch

Aufgrund der schweren Repressionswelle nach dem Putsch gegen die TDKP-Halkın Kurtuluşu wurde sie stark geschwächt.

Die TDKP sah sich deshalb 1981 gezwungen, ihre Tätigkeiten völlig einzustellen. Die Personen, die nicht inhaftiert worden waren, versuchten entweder unter Leihidentitäten im Untergrund weiter in der Türkei zu leben oder aber sich ins Ausland abzusetzen. Die drei Mitglieder des Zentralkomitees, welche damals nicht inhaftiert worden sind, haben sich ebenfalls ins Ausland abgesetzt und in einer ersten Phase von dort aus versucht, Kontakte mit den in der Türkei verbliebenen Militanten herzustellen, was ihnen jedoch nicht gelang.

Erst ab 1986 gab es wieder Bestrebungen, die TDKP neu zu organisieren. Damals wurden ganz gezielt ehemalige Sympanthisantlnnen der Partei, welche nach dem Putsch seitens der Behörden nicht dechiffriert worden sind und sich insbesondere durch ihren Widerstand unter der Folter ausgezeichnet haben und deshalb das volle Vertrauen der Organisation genossen, kontaktiert und angefragt, ob sie bereit wären, sich am Wiederaufbau der Partei zu beteiligen.

Abspaltungen

Diese Phase war auch von Auseinandersetzungen bezüglich der Strategie und der in der Zukunft zu wählenden Taktik der Partei gekennzeichnet. Diese Auseinandersetzungen führten im Jahre 1988 zur Abspaltung der Gruppe Ekim. Die TDKP vertritt die Meinung, dass die Revolution in zwei Phasen verwirklicht werden müsse. In einer ersten Phase müsse das Volk in einem friedlichen Kampf zu einem politischen Bewusstsein geführt werden, worauf es zu einer demokratischen Revolution komme, und erst in einer zweiten Phase komme es schließlich zum Volksaufstand und zur Verwirklichung des Kommunismus. Die AnhängerInnen der Ekim schließen die erste Phase aus.

Nach dieser Abspaltung wurden diejenigen Personen kontaktiert, welche im Laufe der achtziger Jahre aus den Gefängnissen entlassen worden sind. Ab 1987 wurden zudem immer mehr neue junge Sympathisantinnen für die Partei gewonnen und die Tätigkeiten der TDKP nahmen gegen Ende der achtziger Jahre vor allem in den türkischen Großstädten wie Adana, Istanbul, Izmir und Ankara stark zu. Ab Beginn der neunziger Jahren breiteten sich die Tätigkeiten auch auf kleinere Industriestädte wie Bursa, Gaziantep, Malatya, Kayseri, etc. aus. Überall wurden Komitees gegründet und die TDKP organisiert sich vor allem in Studentlnnen- und Arbeiterinnenkreisen.

An der Konferenz von 1990 wurde das TDKP-Kurdistankomitee gegründet, welches in der Folge vor allem in der Provinz Tunceli (Dersim) aktiv wurde und dort verschiedene SPA-Gruppen (Propaganda- und Agitationsgruppen) unterhielt.

Im Jahre 1996 erlebte die TDKP eine erneute Abspaltung. Eine Gruppe, welche sich BKİH (Bolşevik İşçi Hareketi - Bolschewikische Arbeiterinnenbewegung) nennt, hat ein provisorisches Koordinationskomitee gegründet. Das Ziel dieser Gruppe ist, eine Neuorientierung ins Auge zu fassen, welche die Vergangenheit der TDKP grundlegend hinterfragen soll. Diese neue Gruppe betont die Wichtigkeit der sozialistischen Revolution, die illegale revolutionäre Organisierung und die Bildung einer Klassenpartei.

Legale Aktivitäten von TDKP-Anhängerlnnen

Anlässlich der Regionalwahlen von 1989 und 1994 sowie den Parlamentswahlen hat die TDKP gewisse unabhängige Kandidaten unterstützt und deren Sympathisantinnen haben sich an den Propagandaaktionen zu ihren Gunsten beteiligt. Am 4.10.1991 haben sich sieben unabhängige sozialistische Kandidaten für die Parlamentswahlen als Vertreter der Arbeiterinnen vorgestellt und wurden von der TDKP unterstützt. Es handelte sich um Kandidaten aus Istanbul (2), Izmir, Ankara, Adana, Bursa und Kocaeli. Einer der Kandidaten bei den Regionalwahlen war Hüseyin Arslan, welcher in Izmir Narlıbahçe kandidierte. Er wurde wegen einer Wahlrede in Polizeigewahrsam genommen und des Separatismus angeklagt und schließlich zu sechs Monaten Gefängnis verurteilt.

Anhängerinnen der TDKP versuchen seit Jahren, den Einfluss der Partei in der Gewerkschaftsarbeit zu vergrößern und in gewissen Betrieben ist ihnen dies auch gelungen. Dies gilt vor allem für gewisse von der Petrol-İş, Harb-İş und der Hava-İş kontrollierten Betrieben. Bereits vor dem 12. September 1980, genau gesagt am Gründungskongress der Partei, hat die TDKP eine erste Evaluation ihrer Gewerkschaftsarbeit gemacht. Während sie zuvor die Meinung vertrat, es sei nötig, neue alternative Gewerkschaften zu gründen, ging ihre neue, anlässlich des Gründungskongresses verabschiedete und ab 1986 verbreitete Strategie dahin, sich innerhalb der bestehenden Gewerkschaften zu organisieren und so viel Delegierte wie möglich zu gewinnen.

TDKP-Sympanthisantlnnen üben auch legale Tätigkeiten innerhalb legaler Vereine wie der Emekçi Kadınlar Birliği (Einheit der Arbeiterfrauen) oder innerhalb von Studentlnnen- und Schülerinnenvereinen und Berufsorganisationen.

Die TDKP ist seit ihrer Neuorganisation weder in Kurdistan noch in der Westtürkei in gewalttätige Aktionen involviert und kämpft ausschließlich mit friedlichen Mitteln, vor allem auf der Ebene der Bewusstseinsbildung.

Jugendorganisationen

Als Jugendorganisation der TKHO wurde in der zweiten Hälfte der siebziger Jahre die legale YDGD gegründet. Bereits zuvor, d.h. im Jahre 1976, wurde die GKB (Genç Komünistler Birliği - Einheit der jungen Kommunistinnen), eine illegale Jugendorganisation gegründet, welche in einer ersten Phase während einigen Monaten KGB (Komünist Gençlik Birliği) genannt wurde.

Die Parteiaktivistinnen werden weitgehend innerhalb der GKB rekrutiert.

Frauenorganisation

Die Emekçi Kadınlar Birliği (Vereinigung arbeitender Frauen) ist eine Frauenorganisation, welche der TDKP nahesteht.

Kurdistankomitee

An der Parteikonferenz von 1990 hat die TDKP beschlossen, das Kurdistankomitee ins Leben zu rufen und unter dieser Bezeichnung Tätigkeiten in Kurdistan durchzuführen.

In der Folge wurden bewaffnete Propaganda- und Agitationsgruppen (SPA-Gruppen) gebildet, welche vor allem in den Regionen Mazgirt, Pertek, Ovacık und Hozat in der Provinz Tunceli (Dersim) ihre Tätigkeit aufnahmen.

Ziel dieser Gruppen ist, in den kurdischen Dörfern auf die Massen ausgerichtete Propaganda zu machen und innerhalb der Bevölkerung Agitation zu betreiben. Diese Gruppen arbeiten auf der ideologischen Grundlage der Parteimaterialien und versuchen, die Ideen der Partei mit Hilfe der Massen zu einer materiellen Macht zu verwandeln und innerhalb der Dörfer verschiedene Aktionskomitees zu begründen. Es handelt sich um Milizorganisationen, welche sich aus Sympathisantinnen der Partei zusammensetzen und die Form von Dorfverteidigungskomitees, Dorfeinheiten usw. verkörpern.

Die SPA-Gruppen haben zum Ziel, einerseits den nationalen Kampf des kurdischen Volkes zu fördern und andererseits die Dörfer politisch zu organisieren. Andererseits üben sie als regionale Organisationseinheiten auch die Parteitätigkeiten des TDKP-Kurdistankomitees aus, das heißt, die SPA-Gruppen besuchen die Dörfer, organisieren dort Versammlungen oder besuchen die Häuser oder die Weiler einzeln und versuchen, durch ihre Propaganda und Agitationstätigkeiten weitere Sympathisantinnen für die Partei zu finden um deren Potential zu vergrößern. Es geht bei dieser Arbeit darum, neue Beziehungen anzuknüpfen, welche ermöglichen sollen, dass die Partei in der Region auf eine noch breitere Basis zurückgreifen kann.

Die SPA-Aktivitäten des TDKP-Kurdistankomitees wurden bis anhin lediglich in der Provinz Tunceli verwirklicht. In anderen Provinzen wie Diyarbakır, Antep, Malatya, Elazığ, Erzincan und Kars gab es zwar Ansätze für die Gründung eines Kurdistankomitees, jedoch ohne namhafte Resultate. Die Tätigkeiten werden dort in herkömmlicher Weise geführt, wie dies auch in Tunceli zuvor der Fall war. In dieser Provinz sind als Ergebnis der Arbeit dieser SPA-Gruppen nach 1990 in einer grossen Anzahl von Dörfern Milizvereinigungen, Dorfkomitees und Jugendvereinigungen gegründet worden, welche heute trotz der riesigen Repression vor Ort eine wichtige Rolle spielten. Das Kurdistankomitee betrachtet es zudem als eine seiner wichtigsten Aufgaben, die kurdische Arbeiterinnenklasse für die nationale Bewegung zu organisieren, da diese vor allem aufgrund der Haltung der Gewerkschaften noch nicht genügend bewusst sei. Eine Mehrheit der Militanten der SPA-Gruppen besteht aus Kurdinnen.

Nach verschiedenen Operationen zu Beginn der neunziger Jahre gegen Anhängerinnen des Kurdistankomitees, einem tödlichen Überfall seitens der PKK auf eine SPA-Gruppe um Yunus Aydar im November 1993 sowie der seit 1994 intensivierten Operationen in der Provinz Tunceli, mussten die Tätigkeiten des Kurdistankomitees allerdings auch dort so gut wie eingestellt werden.

Die TDKP bezichtigt die PKK, eine reformistische einigende Betrachtung von Kurdistan zu haben, während sie ihre eigene Auffassung als revolutionäre Betrachtungsweise der Revolution Kurdistans sieht. Der Reformismus der PKK bestehe darin, dass sie eine Lösung für den heute in Kurdistan herrschenden Status quo suche, ohne diesen zu zerstören und tatsächliche Unabhängigkeit und Freiheit für Kurdistan zu suchen.

Publikationen

Ab 1975 wurde die Zeitschrift Yoldaş/Heval (Genosse), das Publikationsorgan der THKO, herausgegeben. Dieses wurde nur an die Mitglieder und Mitgliedschaftsanwärterinnen abgegeben und erschien zuerst zur Hälfte auf Kurdisch und Türkisch. Die eine Titelseite und die Folgeseiten waren in türkischer Sprache geschrieben, die andere Titelseite und ihre Folgeseiten in kurdischer Sprache. In einem späteren Zeitpunkt wurde der türkische Teil stärker gewichtet. In Spezialsituationen konnten auch Komiteemitglieder diese Publikation erhalten. Dies war dann der Fall, wenn das Zentralkomitee an einem direkten Kontakt mit einem Komitee interessiert war, weil dieses zum Beispiel einen Streik organisierte.

Nach der Begründung der Aufbauorganisation des TDKP (İnşa-örgütü) wurde die illegale Zeitschrift Devrimin Sesi (Stimme der Revolution) herausgegeben. Diese Publikation wurde nur in türkischer Sprache herausgegeben. Es handelte sich um das Parteiorgan der Aufbauorganisation der TDKP. Sie wurde wesentlich weiter gestreut als die Zeitschrift Yoldaş/Heval und sogar an aktive Sympathisantinnen abgegeben. Diese Publikation erschien bis 1981, im Moment, in dem sich das Zentralkomitee zurückziehen musste. Gegen Mitte der achtziger Jahre erschien sie im Ausland und wurde illegal in die Türkei gebracht. Ab ca. 1987/88 wurde sie wieder in der Türkei gedruckt. Diese Publikation erscheint heute weiter, seit 1993 zweimal pro Monat. Denge Sores'li Kurdistan ist eine Beilage zur Devrimin Sesi, welche einmal monatlich erscheint und die Entwicklungen in Kurdistan zum Thema hat. Andererseits wiedergibt sie die Meinung der Partei zur Verwirklichung der Revolution in Kurdistan.

Als weitere Beilagen zur Zeitschrift Devrimin Sesi erscheint einmal pro Monat eine Beilage für die Jugendlichen (Gençlik Eki - Jugendbeilage) und einmal im Monat eine Beilage für die Frauen (Kadın Eki - Frauenbeilage).

Vor dem Putsch kam zudem die legale Zeitschrift Halkın Kurtuluşu heraus, welche die Ideologie der späteren TDKP vermittelte. Die Veröffentlichung dieser Zeitschrift begann im Jahre 1976 und wurde um den Januar 1979 herum verboten. In der Folge wurden noch einige illegale Nummern herausgebracht.

Die Zeitschrift Parti Bayrağı (Parteifahne) war ein weiteres legales, monatlich erscheinendes politisch-theoretisches Publikationsorgan, welches ab 1978 bis zum Putsch erschien.

Nach dem Putsch wurden verschiedene legale Publikationen herausgebracht, welche die Ideologie der TDKP vermitteln.

Die legale Monatszeitschrift Özgürlük Dünyası (Welt der Freiheit) ist eine theoretische Publikation, welche seit Oktober 1988 herausgegeben wird. Es handelt sich um eine Zeitschrift, welche einerseits Propaganda für den Marxismus-Leninismus macht und andererseits die Meinung der TDKP bezüglich der Strategie und Taktik der Revolution in der Türkei beinhaltet.

Ab März 1992 ist die Wochenzeitschrift Gerçek (Realität) erschienen, deren Herausgabe im Februar 1995 zu Gunsten der einige Monaten später herausgebrachten Tageszeitung Evrensel (Universum) eingestellt worden ist. Im Oktober 1996 hat die Zeitung ihr Erscheinen eingestellt, da ihr Chefredakteur, bzw. Besitzer im Laufe zahlreicher Gerichtsverfahren zu hohen Bußgeldern verurteilt worden ist und zudem ein Verfahren gegen sie eingeleitet worden ist, welches deren Schließung bezweckte. Kurz danach, d.h. seit dem 10.11.1996, begann dann die Herausgabe der Tageszeitung Emek (Arbeit).

Die Gençliğin Sesi (Stimme der Jugend) ist eine legale Publikation der GKB, welche seit Ende 1993 veröffentlicht wird.

Lediglich im Ausland wird die zweimonatliche Emeğin Sesi (Stimme der Arbeit) herausgegeben. Sie beinhaltet vor allem Nachrichten aus dem Ausland und wird breit gestreut.

Hochburgen

Während sich die Halkın Kurtuluşu vor dem Putsch vor allem in den Regionen Kahraman Maraş, Adana, Istanbul und Izmir organisiert hat, nahmen die Tätigkeiten der TDKP gegen Ende der achtziger Jahre vor allem in den türkischen Großstädten wie Adana, Istanbul, Izmir und Ankara stark zu. Ab Beginn der neunzig er Jahren breiteten sich deren Tätigkeiten auch auf kleinere Industriestädte wie Bursa, Gaziantep, Malatya, Kayseri, etc. aus. und überall wurden Komitees gegründet.

Verfolgungssituation

Nach dem Putsch wurden in der ganzen Türkei zahlreiche Aktivistinnen, aber auch einfache Sympathisantinnen der TDKP verhaftet und es wurden vor den Militärgerichten zahlreiche Massenprozesse eingeleitet. Alle in diese Prozesse verwickelten Personen wurden schwerster Folter ausgesetzt und oft über die gesetzlich festgelegte Frist hinaus in Polizeihaft gehalten. Auch gewisse Mitglieder des Zentralkomitees wie Ercan Öztürk, Ertan Günçiçek, Hacı Polat, Mustafa Yalçıner wurden inhaftiert.

In der zweiten Hälfte der achtziger Jahre wurden die nach dem Putsch inhaftierten Personen nach und nach freigelassen. Da sich viele wieder für die TDKP engagiert haben, mussten sie ihr Land schließlich aus Angst vor einer weiteren Inhaftierung verlassen.

Ab 1986 haben sich die Operationen gegen TDKP-Kreise überall in der Türkei gehäuft. Dabei wurden insbesondere ehemals in TDKP-Verfahren involvierte Personen in Polizeigewahrsam genommen und angeklagt, an den Tätigkeiten zur Wiederbelebung der TDKP beteiligt zu sein. Diese Haften waren regelmäßig mit Folter verbunden.

Auch seit Beginn der neunziger Jahre geht die politische Polizei regelmäßig davon aus, dass ehemals für die TDKP aktive Personen seit der Wiederbelebung der Partei wieder für diese tätig sind. Überall in der Türkei muss festgestellt werden, dass diese Personen bei Operationen im Zusammenhang mit einer Flugblattaktion oder anderen Tätigkeiten der TDKP regelmässig in Haft genommen und verdächtigt werden, an diesen Aktionen teilgenommen zu haben. Bei diesen Inhaftierungen ist die Foltergefahr groß. Diese Situation dauert heute weiterhin an.

Gegen Ende der achtziger und zu Beginn der neunziger Jahre haben zudem Operationen gegen die Anhängerinnen des Kurdistan-Komitees eingesetzt. In deren Verlauf wurden zahlreiche Personen verhaftet und in Gerichtsverfahren involviert sowie zu langjährigen Gefängnisstrafen verurteilt.

Im Jahre 1994 kam es in Istanbul und danach in zahlreichen anderen Städten der Türkei zu einer Großoperation gegen die TDKP, welche zum Ziel hatte, die Mitglieder des neuen Zentralkomitees der Partei zu verhaften; ein Vorhaben, welches der Polizei allerdings nicht gelungen ist.

Aufgrund zahlreicher Zeitungsmeldungen kann festgestellt werden, dass die Polizei oft versucht, ehemals in Verfahren gegen die TDKP involvierte Personen als Spitzel zu gewinnen. Diese Personen werden regelmäßig mit dem Tode bedroht, falls sie ihre Mitarbeit verweigern.

Zusätzlich gefährdet ist jede Person, welche sich in einer für die Polizei oder Gendarmerie erkennbaren Weise für die GKB oder die TDKP engagiert hat, aber auch Personen, welche das Gedankengut der TDKP innerhalb der Gewerkschaft oder anderen legalen Organisationen vertreten. Ganz besonders gefährdet sind natürlich auch sämtliche Mitarbeiterinnen der illegalen Publikationen der TDKP, sowie die Mitarbeiterinnen der legalen Publikationen, welche der TDKP nahestehen, ganz besonders diejenigen, die sich für die Kurdinnensache einsetzen.

Daran ändert die Tatsache nichts, dass am 30.3.1996 die Emek-Partisi gegründet worden ist, welche aus TDKP-Kreisen hervorgegangen ist. Die TDKP verfolgt damit nicht etwa die von anderen ehemals illegalen Organisationen gewollte Legalisierungspolitik, sondern will als illegale TDKP neben der legalen EMEK-Partisi weiterbestehen, ein Faktor, der natürlich dazu beiträgt, dass sich einerseits die Repression gegenüber den Angehörigen der TDKP nicht vermindert und sich andererseits auch gegen die Angehörigen der Emek-Partisi richtet. Da gegen diese Partei bereits ein Schliessungsverfahren eingeleitet worden ist, haben deren Verantwortliche am 26.11.1996 ein Gesuch zur Eröffnung einer neuen Partei namens "Emeğin Partisi" (Partei der Arbeit) eingereicht.

Weiterführende Links

Urheberrechtlicher Hinweis: Alle Angaben sind dem Werk "Türkei-Turquie" der Schweizerischen Flüchtlingshilfe (SFH), Bern, April 1997 entnommen. Die Loseblattsammlung ist vergriffen. Deshalb waren die Autorin Denise Graf und der Autor Bülent Kaya ausdrücklich damit einverstanden, dass der Inhalt per Internet einem breiteren Publikum zugänglich gemacht wird. Im Text wurde weitestgehend die neue deutsche Orthographie benutzt. Es wurden keine inhaltlichen Veränderungen vorgenommen.