THKO

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Dies ist der erste Eintrag in der Rubrik

VOR 1974 BESTEHENDE PARTEIEN UND GRUPPIERUNGEN WELCHE SPÄTER ZU IDEOLOGISCHEN REFERENZEN WURDEN

THKO (Türkiye Halk Kurtuluş Ordusu - Türkische Volksbefreiungsarmee)

Gründung: 1969 als Absplitterung der Dev-Genç entstanden. Gründungsmitglieder waren Deniz Gezmiş, Yusuf Arslan, Hüseyin İnan und Sinan Cemgil.

Vorsitz: Deniz Gezmiş, Hüseyin İnan, Yusuf Arslan wurden zum Tode verurteilt und am 6.5.1972 hingerichtet. Sinan Cemgil wurde in den Nurhak-Bergen getötet.

Ideologie und Ziele

- Durch einen bewaffneten Kampf (Vorhut) soll die Gründung einer revolutionären Volkspartei gefördert werden.
- Das kapitalistische System in der Türkei erfordert eine Revolution.
- Das Buch von Hüseyin İnan mit dem Titel "Türkiye Devriminin Yolu" (Der Weg der türkischen Revolution) hat die Strategie der THKO bestimmt.

Organisationsentwicklung

Die ersten Aktionen der THKO haben etwa im Januar 1971 stattgefunden. Sie hat sich als Konsequenz ihrer Kritik am Parlamentarismus und an den traditionellen Parteien, zu denen sie auch die TİP und die TKP zählte, gebildet. Sie unterhielt enge Kontakte mit dem militärischen Flügel der TKP/ML und THKP-C.

Nachdem Deniz Gezmiş, Yusuf Arslan und Hüseyin İnan im 1972 hingerichtet worden sind, und sich gewisse ihrer Kaderleute wie Mustafa Yıldırım Türk, Atilla Keskin und Teslim Töre im Gefängnis in Niğde befanden, ist die THKO praktisch führerlos geworden. Sie bestand dennoch weiter. Die sich im Gefängnis befindlichen Kader machten damals mit den Ideen von Mao Bekanntschaft.

Im Jahre 1974, im Gefolge der Generalamnestie, wurden zahlreiche Angehörige der THKO entlassen. In der Folge versuchten Ercan Öztürk und seine Freunde, die THKO neu aufzubauen.

Im Jahre 1974 wurde erstmals die Zeitschrift Halkın Kurtuluşu veröffentlicht (-> siehe TDKP), welche zum Ziel hatte, die Ideen von Mao zu verbreiten. Da Teslim Töre mit dieser ideologischen Linie nicht einverstanden war, verließ er 1975 die THKO und gründete die Emeğin Birliği (siehe -> TKEP).

Nach 1974 haben sich verschiedene Organisationen ideologisch von der THKO inspirieren lassen. Gewisse unter ihnen haben sich selbst als organische Fortsetzung der THKO betrachtet und sogar den gleichen Namen verwendet.

Folgende Organisationen, welche sich aus wenigen Aktivistinnen zusammensetzen, berufen sich ideologisch und organisch auf die THKO:

THKO-TDY, Türkiye Devriminin Yolu

Diese Organisation wurde 1976 von einer in Elbistan situierten und von Haluk Kiral angeführten Gruppe von Personen gegründet. Sie hat die legale Zeitschrift "Türkiye Devriminin Yolu" publiziert und behauptete, die organische Fortsetzung der THKO zu sein. Sie beteiligte sich nicht an der Diskussion bezüglich der THKO und vertrat die Meinung, dass deren Vergangenheit vollkommen richtig sei und es nichts zu diskutieren gebe. Diese Organisation war vor allem in Elbistan und unter den Studentinnen aktiv. Die Publikation der Zeitschrift wurde im Ausland noch für einige Nummern fortgesetzt.

Aktuelle Situation

Zur Zeit ist diese Organisation nicht mehr aktiv.

THKO-Diriliş Grubu

Es handelt sich um eine kleine Gruppe, welche sich in der Mitte der siebziger Jahre gebildet hat und praktisch nicht mehr besteht.

Hochburgen

Ankara, Kahramanmaraş, Adıyaman.

Verfolgungssituation

Zahlreiche kleinere Prozesse haben seit dem Putsch 1980 gegen die Angehörigen der THKO stattgefunden, die mit meist langjährigen Gefängnisstrafen und auch einigen Todesstrafen endeten. Da es sich um kleine Gruppierungen handelte, waren beinahe alle Angehörigen von diesen Prozessen betroffen. Alle inhaftierten Anhängerinnen dieser Organisation wurden schwerstens gefoltert.

Einer der wichtigsten Prozesse war derjenige gegen 15 Angeklagte der THKO-Diriliş Grubu. Dieses Verfahren fand nach dem Putsch in Ankara statt. Zwei Personen wurden zum Tode verurteilt und die Militanten Cuma Cihan und Babo wurden unter der Folter getötet.

Da sich die Angehörigen dieser Organisation praktisch ausschließlich im Ausland befinden, sind in den letzten Jahren kaum Fälle von Verfolgungshandlungen bekannt geworden. Es muss jedoch aufgrund der schwerwiegenden Anklagen gegen die Angehörigen dieser Organisation nach dem Putsch und deren Orientierung davon ausgegangen werden, dass sie aufgrund ihrer Registrierung nach wie vor asylrelevanten Problemen begegnen können, zumal sich die meisten von ihnen auch für die Kurdinnensache engagieren.

Urheberrechtlicher Hinweis: Alle Angaben sind dem Werk "Türkei-Turquie" der Schweizerischen Flüchtlingshilfe (SFH), Bern, April 1997 entnommen. Die Loseblattsammlung ist vergriffen. Deshalb waren die Autorin Denise Graf und der Autor Bülent Kaya ausdrücklich damit einverstanden, dass der Inhalt per Internet einem breiteren Publikum zugänglich gemacht wird. Im Text wurde weitestgehend die neue deutsche Orthographie benutzt. Es wurden keine inhaltlichen Veränderungen vorgenommen.