Morde der PKK an internen und externen Kritikern
Ende 2011/Anfang 2012 tauchten vermeintlich neue Informationen zum Phänomen von Morden durch die PKK auf. Den Anfang könnte eine Liste auf der Webseite Rizgari vom 14.12.2011 darstellen. Die Tageszeitung Radikal vom 20.02.2012 berichtete, dass der kurdische Politiker İbrahim Güçlü ein 39 Seiten umfassendes Dokument zu Morden seitens der PKK der Staatsanwaltschaft übergeben habe. Am 29.01.2012 wurde ebenfalls bei Nasname über eine Diskussion im Parlament berichtet, zu der wiederum İbrahim Güçlü eine Liste von Morden durch die PKK vorgelegt habe. Dies ist der Versuch, die Ergebnisse meiner Recherche aus dem Jahre 2007 unter dem Thema Morde innerhalb der PKK mit den "neuen" Erkenntnissen abzugleichen.
Allgemeine Einschätzung von İbrahim Güçlü
Der kurdische Politiker İbrahim Güçlü machte Ende Januar 2012 vor dem Unterausschuss der Menschenrechtskommission im Parlament, der sich mit "Verletzungen von Menschenrechten durch Terror" beschäftigt u.a. folgende Angaben:
- Abdullah Öcalan (und andere) möchten, dass eine Kommission zur Recherche der Wahrheit gegründet werde.[1] Wenn er dies wirklich wollte, so hätte er Morde in den eigenen Reihen und an Andersdenkenden öffentlich machen und sich selber bestrafen müssen. Um die Arbeit einer Wahrheitskommission zu erleichtern, möchte ich Ihnen eine vorläufige Liste mit Namen von Kurden, die die PKK ermordet hat, übergeben.
- Die PKK hat als Gruppe war und auf dem Weg zu einer Partei alle, die ihnen nicht zustimmten, jede politische Gruppe zu Feinden erklärt. Daneben hat sie in den eigenen Reihe abweichende Gedanken und Opposition nicht zugelassen. Die PKK hat die herrschenden kurdischen Klassen, die der türkische kemalistische Staat im Verlauf der 1919 beginnenden und bis 1938 andauernden Aufstände aus der Geschichte und Politik gedrängt hatte, als "Kollaborateure der Kolonialisten" bezeichnet und eine Strategie der physischen Ausschaltung verfolgt.
- Das begann mit dem Krieg in Hilvan gegen den Stamm der Süleymanlılar. Dadurch hat die PKK Unterstützung der Stämme Paydaş und Tüysüz erhalten. In Siverek wurde mit dem Anschlag auf M. Celal Budak dafür gesorgt, dass die Stämme İzol und Kırvar die PKK unterstützten. Die Aktivitäten der PKK in Siverek haben in den Jahren 1979 und 1980 zum Exodus von Zehntausenden Kurden und zum Tod von mehr als Tausend Kurden in diesem Kreis geführt. In Batman diente der Mord am Bürgermeister Edip Solmaz (ein von der PKK unterstützter Kandidat) als Vorwand dazu, gegen die Sippe der Ramanlı Krieg zu führen. Dabei weiß jeder, dass hinter dem Mord an Edip Solmaz die PKK stand. Ähnliche Strategien hat die PKK in Ceylanpınar und Nusaybin verfolgt.
- Insbesondere unter den führenden Köpfen der Nationalen Befreier Kurdistans (KUK) hat die PKK viele Aktive getötet. Es wird gesagt, dass der Mord an Ali Doğan Yıldırım, der 1976 in seiner Wohnung in Ankara durch einen Schuss in den Kopf getötet wurde, der erste Mord innerhalb der PKK war. Später wurde das als Unfall hingestellt.[2]
Morde an Angehörigen anderer Organisationen
Bei den Morden der PKK an Zivilisten muss zwischen Oppositionellen in den eigenen Reihen, bzw. interne Bestrafung durch ein Todesurteil), Morden an Aktivisten aus anderen Organisationen und Morden an BürgerInnen, denen Zusammenarbeit mit dem Feind (dem türkischen Staat) vorgeworfen wird, unterschieden werden. Die Recherche von 2007 hatte sich nur mit Morden innerhalb der Organisation beschäftigt. Nach der auf Englisch präsentierten Übersicht zu Killings of Armed Groups komme ich zu 240 Morden der PKK zwischen 1983 und 1987 und 800 Morden an Zivilisten durch die PKK zwischen 1990 und 2000. Diese Kategorie ist jedoch nicht der Fokus der von İbrahim Güçlü aufgeführten Daten.
Morde vor dem Putsch von 1980
- Ali Doğan Yıldırım, 1976 in Ankara
- Mustafa Çamlıbel, gehörte der Organisation Özgürlük Yolu (Freiheitsweg)[3] in Ağrı an. In einem Film bei YouTube ist auf dem Grabstein als Geburtsdatum der 16.03.1952 und als Todesdatum der 14.03.1979 vermerkt. Bei Kurdistan Aktuell wird gesagt, dass Mustafa Çalıbel in Doğubeyazıt aktiv war. Aus seiner Gruppe sollte auch ein Kenan Aras in Diyadin ermordet werden. Das "gelang" der PKK jedoch nicht.
- Mehmet Uzun und Ali Kınacık (Yaylacık auf der Seite Morde innerhalb der PKK; parallel zum Tode von Haki Karer werden diese Morde als interne Morde bewertet) sollen ermordet worden sein, um in Antep die Organisation Tekoşin auszuschalten.
- Ferit Uzun: Er soll am 22. November 1978 in Siverek ermordet worden sein. Er war führend in der Organisation Denge Kawa.[4] Von dieser Organisation sollen weitere Mitglieder in Kurtalan und anderen Orten umgebracht worden sein.
- Mehmet Çakmak: Er war der TKP Leiter für die Region Diyarbakır. Die PKK habe ihn in seinem Buchladen ermordet. Nach einem Interview in Maras TV vom 16.01.2012 mit Nabi Dağcı geschah der Mord im Jahr 1979. Es sei ein Mord aus Rache an Schüssen auf Duran Kalkan (von der PKK) in Ergani gewesen. Es sei behauptet worden, dass die TKP ihn angeschossen habe. Später habe die PKK auch einen Cuma Yeşil ermordet. Einspruch kommt von einem Naci Sümeli in der Kolumne in Özgür Gündem vom 16.02.2012. Er will damals auch zur TKP gehört haben und beklagt den Angriff auf Duran Kalkan unter dem Motto "Wir lassen die PKK nicht nach Ergani kommen". Wesentlich abweichende Fakten hat er aber nicht.
- ohne Namen: İbrahim Güçlü behauptet, dass die PKK viele Leute der als "5-Teiler" (beş parçacılar, die Kurdistan in fünf Ländern sahen) von der PKK ermordet wurden.
- Alaattin Kaplan: Er wurde am 1. Mai 1978 in Iskenderun ermordet.[5]
- Zabit Kaplan: Er soll die Şivan Bewegung in Diyarbakır-Çermik geleitet haben. Für den Mord wird kein Datum angegeben.
- 19 Personen: Aus den Reihen der KUK[6] soll die PKK folgende Personen ermordet haben:
- Abdulvahap Akman (Nusaybin)
- Mehmet Akagündüz (Suruç)
- Kerim Hamidanoğlu (Siverek)
- Sıdık Matzar (Derik)
- Abdulkadir Umur (Derik)
- Ziver Kaya (Nusaybin)
- Şeyhmus Kaya (Nusaybin)
- Mahmut Zıngırtlı (Derik)
- Neytullah Özgen (Derik)
- Murat Yalçın (Ömerli)
- Bekir Öztürk (Kızıltepe)
- Cemil Onur (Gercüş)
- Cemil Çakır (Nusaybin)
- Resul (Eruh)
- Abdurrahman Aslan (Nusaybin)
- Sadık Özen (Nusaybin)
- Mahmut Karahan (Şêxêreş)
- M. Selim Aslan (Kızıltepe)
- Ubeyit Sana (Lice Serdê)
Morde nach dem Putsch von 1980
Unter dieser Überschrift sind vor allem Morde innerhalb der Organisation aufgeführt, wie sie auf der Seite zu Morden innerhalb der PKK zu finden sind. Hier werden nur zusätzliche Informationen aufgeführt.
- Necla Baksi: Die Schwester von Mahmut Baksi und Lütfi Baksi hatte in Schweden einen Doktortitel erworben. Die PKK soll sie getötet haben, weil sie nicht von ihren bürgerlichen Angewohnheiten lassen konnte. Angeblich soll im Organ der PKK, Serxwebûn gestanden haben, dass 67 weitere Aktive aus dem gleichen Grunde getötet wurden.
- Eyüp Kemal Atsız: Er soll der Şivancı Bewegung (DDKD) angehört haben und soll in Dänemark getötet worden sein.
- Mustafa Tangüner: Er soll der Şivancı Bewegung (DDKD) angehört haben und soll in Dänemark getötet worden sein.[7]
- Emin ...: Er soll Rizgarî angehört und politischer Flüchtling in den Niederlanden gewesen sein. Weil er Çetin Güngör (Semir, ein Abtrünniger aus dem ZK der PKK) geholfen habe, sei er in Amsterdam ermordet worden.
- Ramazan Adı Güzel: Anhänger von Özgürlük Yolu, der in Frankreich ermordet worden sein soll.
- Ali Aka Gündüz: Der Anhänger von Özgürlük Yolu soll in Deutschland ermordet worden sein.
Morde in den eigenen Reihen
Auch hier werden nur diejenigen Fälle aufgeführt, die auf der Seite zu Morden innerhalb der PKK nicht erwähnt wurden.
- Mehmet Turan: Er war an der Gründung der PKK am 27.11.1978 beteiligt und soll auf Befehl von Abdullah Öcalan 1979 als Agent in Mardin getötet worden sein.
- Murat Bayraklı: Nach dem 2. Kongress der PKK im Jahre 1982 soll eine Säuberung begonnen haben. Das galt auch für Aktive in Europa. Murat Bayraklı soll am 5. Juni 1984 in Westberlin in einem Müllcontainer verbrannt worden sein.
- İzzettin Evcil: Zwischen 1977-79 hatte er die PKK in Batman geleitet und war 1982-84 für das Botan Gebiet zuständig. Ende 1984 wurde er als Abweichler hingerichtet.
- Dilaver Yıldırım: Offiziell soll er sich im Bekaa Tal das Leben genommen haben. Einzelheiten sollen in den Büchern und Broschüren von Hüseyin Yıldırm und Kesire Öcalan: ”Dilaver Yıldırım Olayı” Milliyet, 31. März 1993- Selim Çürükkaya ”Aponun Ayetleri” S.40-41 und Mümtaz Kotan ” Yenilginin İzdüşümleri” S.120-121 zu finden sein.
- Mehmet Tunç: Er wurde in die Mahsum Korkmaz Akademie gerufen und soll wegen seiner Liebe zu Hevi (Şafak) Toprak zusammen mit ihr hingerichtet worden sein.
- Şahin Dönmez: War Gründer und ZK Mitglied der PKK. Er wurde 1979 gefasst und verriet seine Freunde. Er wurde am 3. April 1990 in Istanbul hingerichtet.
- Mustafa Çimen: Er war am Überfall auf Eruh am 15. August 1984 beteiligt. Er wurde 1985 gefasst und wurde zu einem Überläufer (itirafçı). Nach seiner Entlassung wurde er Anfang der 90er Jahre von einem PKK Team ermordet.
- Mehmet Çimen: Er war 10 Jahre im Gefängnis. 1992 kam er nach Europa. Er wurde von der PKK verhört und 1993 "in Luft aufgelöst".
- Yıldırım Merkit: Er war nach der Gründung der PKK für Dersim und Erzincan verantwortlich. Zusammen mit Erol Değirmenci und Meriç Yeşiltaş wurde er zu einem Überläufer. Er wurde 1994 in Rumänien ermordet.
Zusätzliche Angaben
In dem von İbrahim Güçlü vor dem Menschenrechtsausschuss vorgelegten Bericht, der über 6 Teile hinweg bei Nasname vorhanden ist, wurden auch Angaben zu getöteten Zivilisten gemacht. Es ging vor allem um Ereignisse im Kreis Varto (Provinz Muş).
- 1- Kerem Geldi: als Vorsitzender von ANAP im Kreis Varto soll er 1992 aus seinem Haus entführt und getötet worden sein. Dazu steht im Jahresbericht der Stiftung für Menschenrechte in der Türkei (TIHV) für das Jahr 1993, dass Kerem Geldi (46) von zwei Personen, die sich als Polizisten vorstellten, in der Nacht zum 5. Juni 1993 aus seinem Büro abgeholt wurde. Kurz darauf wurde seine Leiche 2 Kilometer vom Büro gefunden.
- 2- M. Şirin Şahin: Gehörte früher zu Rizgari und schloss sich der PKK an. Wurde nachts aus seinem Haus geholt und nahe eines Dorfes erschossen. Die PKK soll sich später entschuldigt haben.
- 3- Necmettin Yıldırım: Aus dem gleichen Dorf wie Nizamettin Taş. Schlossen sich gemeinsam der PKK an. NY wurde im Süden Kurdistans (Irak) hingerichtet.
- 4- Ekrem Kıraç: Aus dem Dorf Katagivij (Özkonak). Soll nach 9 Jahren als bewaffneter Militant im Jahre 1992 in der Provinz Bingöl Kreis Yayladere hingerichtet worden sein.
- 5- Cihat Kızıltaş: aus dem Dorf Alagöz, wurde von der PKK ermordet.
- 6- Ahmet Kartal: aus dem Dorf Karapınar, soll 1995 oder 1996 vor den Augen seines Sohnes erschossen worden sein. Dazu steht im Jahresbericht der TIHV für das Jahre 2002. Am 1. Juli (2002) wurde Ahmet Kartal im Dorf Karapınar ermordet. Die PKK soll das unterstützt haben, aber die Familie Kaya wird dafür verantwortlich gehalten. Nun ist aus dieser Familie ein Sıddık Kaya "verschwunden".
- 7- Zahit ...: aus dem Dorf Derik-Kumlukiyi. PKK Militante überfielen das Dorf und töteten ihn.
- 8- Cemal Kılıçoğlu: aus dem Dorf Başkent. Wurde von der PKK als Denunziant ermordet.
- 9- Mahmut Turan: aus dem Dorf Kurcik-Görgü. Wurde als Agent aus seinem Haus geholt und getötet.
- 10- Mele Muhiyyedin: gehörte dem Nationalen Parlament der PKK an; kehrte in seinem Heimatort Ziyaret zurück und wurde in seinem Dorf getötet.
Nach der bei Nasname am 14.12.2011 veröffentlichten vorläufigen Liste gingen dort viele Kommentare ein, die Hinweise auf unkorrekte Angaben enthielten, aber sie nicht durch zusätzliche Informationen korrigierten. Erst in der undatierten Nachricht bei Haber Vitrini, die sich auf Nasname beruft, waren weitere Angaben enthalten.
So soll der PKK Überläufer Mehmet Oktay (Deckname: Nedin Talip) am 25. Juni 1985 eine Erklärung veröffentlicht haben, in der er meist nur Vornamen und Herkunftsort der in einem Jahr ermordeten Personen (meistens bewaffnete Kämpfer der PKK) angab. Die von ihm genannten Namen sind: Celal aus Batman, Ahmet aus Mardin, Abdulkadir aus Mardin, Halil İbrahim aus Ceylanpınar, (als Mörder werden Ali Haydar Kaytan und Cemil Bayık genannt), Ayten aus Mardin und ein paar weitere Details zum Tod von Resul Altınok. Nach Angaben zu Morden an (unschuldigen) Zivilisten, macht Mehmet Oktay weitere Angaben zu Personen, die die PKK habe "verschwinden" lassen. Die Angaben sind jedoch zu vage. In vielen Fällen geht es eher um ungeklärte Schicksale. Immerhin werden 30 Namen (meistens Decknamen) genannt.
Ein ungenannter Kommentator weist auf weitere Morde der PKK in der Provinz Tunceli hin. Dazu gehören:
- İlyas Yüksel: Er sei ein Sympathisant der PKK gewesen und habe sich nach dem Putsch von 1980 bis 1987 bei seiner Familie in Stuttgart aufgehalten, bis er sich 1988 der PKK als aktiver Kämpfer anschloss. In den Bergen seiner Heimatprovinz sei er als Anhänger des abtrünnigen Anwalts Hüseyin Yıldırım beschuldigt und ermordet worden.
- Mahmut Ardan: Er soll 1997 "in die Berge gezogen" sein (bewaffneter Kämpfer geworden sein). Er habe sich nach 1999 gegen die Haltung des in die Türkei verschleppten Abdullah Öcalan gewendet, aber seine Region in Tunceli (Nazmiye-Pülümür-Mazgirt) nicht verlassen. Er wurde dann in der Nähe seines Heimatdorfes in einer Höhle ermordet.
Von einer Seite in Kurdistan Aktuell sind folgende Angaben
- Metin Tugut wurde als PKK Mitglied Mitte 1979 von anderen PKK'lern in Urfa ermordet. Halkın Kurtuluşu wurde für den Mord verantwortlich gemacht.
- Müslüm Polat wurde als PKK Mitglied Mitte 1979 von anderen PKK'lern in Tunceli ermordet. Halkın Kurtuluşu wurde für den Mord verantwortlich gemacht. Danach wurden von HK drei Militante in Tunceli, Kars und Diyarbakır erschossen, während auf Seiten der PKK Celal Aşkın sein Leben verlor.
Morde an Zivilisten
Unklar ist, woher eine Aufstellung von Überfällen auf Zivilisten (meistens Dorfbewohner) stammt, die in der Zeitung Radikal vom 19.02.2012 aufgeführt sind. Unter der Zwischenüberschrift "15.000 Zivilisten in 36 Jahren ermordet" waren als Beispiele aufgeführt:
- 22. Januar 1987: Provinz Hakkâri Kreis Uludere, Dorf Ortabağ, 8 Bewohner starben durch eine Bombe in einem Ofen. Im PKK Organ Serxwebun wurden die Zahl von 8 Opfern genannt, die Dorfschützer gewesen sein sollen. Die Berichte in der damaligen Presse berichteten einen Monat darauf von einem Vorfall im Dorf Taşdelen, das zur Stadt Ortabağ gehört. Hier sind 14 Todesopfer unter den Dorfbewohnern namentlich erwähnt waren. Serxwebun führt beide Ereignisse getrennt auf.[8]
- 23. Januar 1987: Überfall auf Midyat, 10 Tote. Die Angabe scheint dem PKK Organ Serxwebun, Sondernummer 12 vom August 1987 entnommen zu sein.
- 20. Juni 1987: In Mardin, Kreis Ömerli Dorf Pınarcık wurden 30 Personen, darunter 16 Kinder und 6 Frauen umgebracht. Dies entspricht Zeitungsberichten aus der Zeit. Im PKK Organ Serxwebun wurden 31 Opfer als Dorfschützer und ihre Angehörigen erwähnt.
- 9. Mai 1988: In Mardin-Nusaybin wurde der zum Dorf Taş gehörige Weiler Behmenin überfallen und 11 Personen, darunter 8 Kinder und 2 Frauen ermordet. Eine im eigenen Archiv gefundene Meldung stammt von der Zeitung Cumhuriyet vom 09.05.1988: In der Provinz Şırnak sollen bei einem Überfall auf die Weiler Taraklı und Üçkardeşler am 7. Mai 11 Personen, darunter 4 Frauen getötet haben. Serxwebun berichtete in der Nummer 77 vom Mai 1988 ohne Nennung eines Datums, dass die bewaffneten Einheiten (ARGK) im Dorf Sipiyan 20 Bandenmitglieder (çete) bestraften. Im Dorf Naviyan (Provinz Şırnak) seien 14 Bandenmitglieder bestraft worden.
- 26. November 1989: In Hakkâri-Yüksekova wurden im Dorf İkiyaka 21 Menschen umgebracht. Cumhuriyet berichtete, dass 20 Menschen umgebracht wurden und 8 (weitere) Personen entführt wurden. Ihre Leichen wurden auf irakischem Gebiet gefunden.
- 11. Juni 1990: In der Provinz Şırnak wurde das Dorf Çevrimli überfallen und 27 Menschen, darunter 12 Kinder und 7 Frauen umgebracht. Cumhuriyet schrieb etwas von unbekannten Personen, die das Dorf überfielen. Serxwebun (Sondernummer 17 vom September 1990) nennt dies einen Überfall der Kolonialisten auf das Dorf Gêrê (Çevrimli) im Kreis Eruh, bei dem 27 Menschen getötet wurden.
- 14. Juli 1991: In der Provinz Kahramanmaraş wurden Dörfer in den Kreisen Pazarcık und Çağlayancerit überfallen und 9 Menschen umgebracht. Hürriyet schreibt über das Dorf Türkmenler im Kreis Ekinözü, dass Militante dort am 5. Juli 7 Personen in ihren Zelten töteten. Für den 13. Juli berichtet Hürriyet, dass bei einem Überfall auf das Dorf Harmancik 6 Personen getötet wurden. Helsinki Watch beruft sich auf Reuters, wo von vier Opfern gesprochen wurde. Serxwebun Nummer 115, Juli 1991) schreibt, dass 6 Kollaborateure, die für den Tod von 10 Guerilla verantwortlich seien, getötet wurden.
- 11. Juni 1992: Im Kreis Tatvan der Provinz Bitlis wurden 13 Fahrgäste in einem Kleinbus erschossen. Darüber berichtete TIHV in den Tagesberichten mit Namensnennung.
- 27. Juni 1992: In Silvan wurde das Dorf Yolaç überfallen, 10 Personen wurden aus der Moschee geholt und erschossen. Darüber berichtete TIHV in den Tagesberichten mit Namensnennung. Sie sollen der Hizbullah angehört haben. Zuvor hatten Polizisten das Dorf am 19. Juni durchsucht und dabei 4 Personen erschossen. Es soll sich um PKK'ler gehandelt haben (auch von TIHV berichtet).
- 1. Oktober 1992: In Bitlis wurde das Dorf Cevizdalı überfallen und 30 Menschen getötet. Dazu stand in den Tagesberichten der TIHV, dass 37 Personen bei dem Überfall umkamen, darunter 8 Dorfschützer.
- 15. Juni 1993: Bei Überfällen auf Dörfer in den Provinzen Siirt und Bingöl wurden 9 Menschen getötet. Die TIHV berichtete, dass die 7 Personen bei einem Überfall auf das Dorf Gözlüce in der Provinz Siirt ums Leben kamen, Darunter waren zwei Dorfschützer. Bei dem Überfall auf das Dorf Üçpınar in der Provinz Bingöl wurde ein Dorfschützer getötet.
- 6. Juli 1993: In Erzincan-Kemaliye wurde das Dorf Başbağlar überfallen und 28 Personen getötet. Laut TIHV wurden später noch zwei Leichen gefunden.
- 4. August 1993: Im Kreis Mutki von Bitlis hielten PKK'ler einen Kleinbus an und töteten die 28 Insassen. TIHV berichtete erst von 19 Toten. Bei einer ähnlichen Aktion wurden am 27. August 3 Personen getötet.
- 25. Oktober 1993: In Erzurum-Çat überfielen PKK'ler den Ort Yavi und töteten 35 Menschen. TIHV berichtete von 35 Todesopfern bei einem Überfall von 4 nicht identifizierten Tätern. Das Dorf soll politisch rechts orientiert sein und Dorfschützer stellen, die aber nicht im Dienst waren.
Vorläufiges Fazit
1. Die Untersuchungen von İbrahim Güçlü (wohl mit Hilfe seiner politischen Freunde) hat eine Reihe weiterer Namen von möglichen Todesopfern durch die Gewalt der PKK in Form von
- "Bestrafungen" (Hinrichtungen) innerhalb der Organisation
- Morde an politischen Gegnern
- "Strafaktionen" gegen vermeintliche Unterstützer des türkischen Staates
ans Tageslicht gebracht.
2. Leider fehlen bei vielen (fast allen) konkretere Angaben vor allem zu den Orten und Daten der Ereignisse. Das erschwert die Überprüfung der Angaben und macht sie in einzelnen Fällen auch unglaubwürdig.
3. Die von der Stiftung für Menschenrechte in der Türkei (TIHV) täglich erstellten Berichte zu Verletzungen der Menschenrechte setzen leider erst im Jahre 1990 ein. Daher fehlen oft vertrauenswürdige Quellen für die Zeit davor.
4. Es wird dennoch notwendig sein, meine im Jahr 2007 angestellten Recherchen noch einmal zu überprüfen. Ich werde das mit Hilfe einer Seite in Türkisch machen: 1980-2000 arası Türkiye'de (derin) devlet ve örgüt infazları
Einzelnachweis
- ↑ Die Idee einer solchen Kommission (in Türkisch: Hakikatları Araştırma Komisyonu) stammt von der aus Südafrika bekannten "Truth and Reconciliation Commission" (Wahrheits- und Versöhnungskommission)
- ↑ Auf einer Seite der HPG wird Ali Doğan Yıldırım als Märtyrer bezeichnet, der 1956 geboren und 1974 "gefallen" sein soll.
- ↑ Vgl. die Seite zur PSK
- ↑ Siehe hierzu die Seite zu KAWA
- ↑ Weitere Details unter Morde innerhalb der PKK
- ↑ Vgl. die Seite zu KUK
- ↑ Auf meiner Seite zur Ermordung von Kürsat Timuorglu wird für den Mord das Datum 03.11.198S und der Ort Kopenhagen angegeben.
- ↑ Die Links für die in der Regel in Türkisch vorhandenen kommentierenden Angaben können in meinem Archiv gefunden werden.